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Markus Wolter

markus.wolter@misereor.de

Markus Wolter ist Referent für Landwirtschaft und Ernährung in der Abteilung Politik und Globale Zukunftsfragen bei Misereor. Er ist Experte für nachhaltige Landwirtschaft und den Zugang zu natürlichen Ressourcen, Welternährung und Gentechnik. Markus Wolter hat Geographie studiert und war selbst als Bio-Landwirt tätig.

Literaturhinweise
What are the effects of large-scale land acquisitions in Africa on selected economic and social indicators?

Dr. Regina Neudert und Dr. Lieske Voget-Kleschin I Misereor I April 2021

Industrielle Landwirtschaft ist der falsche Weg

Miseror Studie vergleicht Familienbetriebe mit großflächiger Landwirtschaft
29. Juni 2021
Using the labour-intensive planting hole method (zai), farmers in Burkina Faso convert completely degraded land back into arable land I Florian Kopp I Misereor

Eine aktuelle Miseroer-Studie widmete sich der Frage, ob großflächige Landwirtschaft die Entwicklung in ländlichen Räumen in Sub-Sahara Afrika voranbringt. Dabei stellte sich heraus, dass das schlechte Image kleinbäuerlicher Betriebe bei Afrikas Regierungen und zu großen Teilen auch in der deutschen Entwicklungspolitik einer wissenschaftlichen Betrachtung nicht standhält. Auch wenn die Landwirtschaft in Afrika dringend Investitionen braucht.

Anzahl und Schärfe der Konflikte um Land in Sub-Sahara Afrika nehmen zu. Menschen auf dem Land brauchen vor allem eine wirtschaftliche Perspektive und Ernährungssicherheit. Viele afrikanische Regierungen setzen in immer größerem Ausmaß auf einen ländlichen Strukturwandel mittels großflächiger agrarindustrieller Betriebe über kapitalkräftige Investoren.

Doch bringen großflächige Betriebe aus Entwicklungsperspektive wirklich den versprochenen Mehrwert? Wird die Ertragslücke geschlossen und der Hunger verringert? Können Regionen sich mittels großflächiger Landwirtschaft entwickeln? Welche Auswirkungen haben diese Betriebe auf die den Zugang zu Land? MISEREOR hat dazu eine wissenschaftliche Studie vorgelegt, die systematisch kleinbäuerliche Familienbetriebe mit großflächigen agrarindustriellen Betrieben in Subsahara-Afrika vergleicht.

Afrikas Landwirtschaft ist kleinbäuerlich

In vielen Ländern Subsahara-Afrikas leben große Teile der Bevölkerung auf dem Land. Landwirtschaft wird für diese Menschen mangels Alternativen die zentrale Erwerbsquelle bleiben und deshalb über die nachhaltige Überwindung von Hunger und das ökonomische Auskommen der ländlichen Bevölkerung entscheiden. Bislang ist die Landwirtschaft in den meisten Ländern Afrikas kleinbäuerlich geprägt. Sie produzieren einen Großteil der heimischen Nahrungsmittel und häufig auch Produkte für den Weltmarkt (unter anderem Baumwolle, Kakao, Kaffee und Tee). In Afrika wurden in den Jahren zwischen 2000 und 2016 zehn Millionen Hektar Land für die großflächige Landwirtschaft „erworben“, durch private Investoren, börsennotierte Unternehmen, Investmentfonds oder lokale Eliten. Damit hält Subsahara-Afrika 42 Prozent aller weltweiten Landnahmen für die landwirtschaftliche Nutzung.

Die nun vorgelegte Studie vergleicht betriebswirtschaftliche Leistungen wie Ertrag und Einkommen sowie die sozialen Folgen von Investitionen in Land (insbesondere von Large Scale Land Acquisitions, LSLA). Sie ermittelt auch, was die unterschiedlichen Konzepte für die betroffene Bevölkerung in Bezug auf ihre Existenzsicherung, die ländliche Ökonomie sowie Landrechte bedeuten. Sie kommt dabei zu bemerkenswerten, hier nur ausgewählten, Ergebnissen:

Ökonomische Indikatoren

Bei nur etwa der Hälfte der abgeschlossenen Landkäufe handelt es sich heute um produktive Betriebe. Und lediglich auf 11 Prozent der Fläche dieser Landkäufe hat die landwirtschaftliche Produktion begonnen. Die meisten Fehlschläge beruhen auf fehlenden Informationen zum Produktionspotenzial, Grenzkonflikten mit angrenzenden Kleinbauern oder anderen agrarindustriellen Betrieben. Dazu kommen Schwierigkeiten beim Import von Betriebsmitteln (Pestiziden, Dünger und Maschinen) und der Unsicherheit über die langfristige Gültigkeit des Landkaufs.

Ein Großteil der Produktion in großflächigen Betrieben dient dem Export von Agrarrohstoffen. Mit dem Wechsel von kleinbäuerlichen Systemen hin zur industriellen Landwirtschaft ist häufig ein effektiver Rückgang der Lebensmittelproduktion in der Region verbunden. Die Behauptung, großflächige Landnahmen mit ebensolchen Strukturen würden generell zur Verbesserung der Lebensmittelversorgung beitragen, ist daher falsch. Auch die Annahme, dass großflächige Landwirtschaft automatisch auch höhere Flächenerträge erwirtschaftet, konnte nicht bestätigt werden.

Soziale Indikatoren

Es ist die lokale Bevölkerung, die besonders stark unter den Landnahmen leidet. Sie verliert ihre landwirtschaftlichen Flächen und dies führt immer häufiger und heftiger zu Konflikten um Land. Die Kleinbauern haben wenig Möglichkeit, sich gegen diese Landnahmen zur Wehr zu setzen. Ihre rechtliche Situation und Sicherheit sind häufig ungeklärt oder unzureichend. Land, das ursprünglich dem Gewohnheitsrecht nach oder in Form von Gemeinschaftsflächen (Commons) organisiert ist und bewirtschaftet wird, geht der ländlichen Bevölkerung häufig dauerhaft verloren. Der Verlust von Land – und damit der landwirtschaftlichen Produktionsgrundlagen – hat schwerwiegende negative Folgen: Ihre Nahrungsmittelsicherheit und ihre ökonomischen Existenzen sind dadurch stark gefährdet. Denn die Nahrungsmittelunsicherheit ist im Umfeld von großflächigen Betrieben deutlich höher als in kleinbäuerlich geprägten Strukturen.

Investitionen in industrialisierte Landwirtschaft sind nicht der richtige Weg

Das schlechte Image kleinbäuerlicher Betriebe bei Afrikas Regierungen und zu großen Teilen auch in der deutschen Entwicklungspolitik hält einer wissenschaftlichen Betrachtung nicht stand. Auch Landkonflikte werden durch die Investitionen in Land durch in- und ausländische Kapitalgeber eher befördert. Es ist unstrittig, dass die Landwirtschaft in Afrika Unterstützung, Investitionen, Beratung und verlässliche Rahmenbedingen benötigt, vor allem was den Zugang zu Land, Saatgut und Wasser angeht. Aber Investitionen in industrialisierte Landwirtschaft sind dabei sicherlich nicht der richtige Weg – das hat die Studie belegt.

Die Arbeitsgemeinschaft Frieden und Entwicklung (FriEnt) ist ein Zusammenschluss von staatlichen Organisationen, kirchlichen Hilfswerken, zivilgesellschaftlichen Netzwerken und politischen Stiftungen.

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