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Jannike Riesch

jannike.riesch@giz.de

Jannike Riesch ist Advisor im GIZ-Programm "Stärkung der Versöhnungsprozesse in Sri Lanka" (Strengthening Reconciliation Processes in Sri Lanka, SRP)

Instagram Live bringt Menschen zusammen

Soziale Medien und Friedensförderung
30. September 2020
Videozusammenfassung der Instagram Live Serie von SRP Sri Lanka.

Soziale Medien sind ein großes Thema für die Friedensförderung. Sie können Konflikte
verschärfen und Gewalt schüren aber genauso Toleranz, Verständnis und sozialen
Zusammenhalt stärken.

Soziale Medien spielen nicht nur in unserem täglichen Leben, sondern auch in der Friedensförderung eine immer größere Rolle. Einerseits stellen sie eine Herausforderung für die Friedensförderung dar, da Plattformen wie Facebook die Verbreitung von Hassrede und Desinformation erleichtern und als Instrument der Anstiftung zu Gewalt in der realen Welt dienen können. Facebook hat 2018 zugegeben, dass es nicht genug getan hat, um zu verhindern, dass in Myanmar Gewalt gegen die Rohingya-Minderheit initiiert wurde. Im Mai hat das Unternehmen sich öffentlich für die Rolle entschuldigt, die es bei den tödlichen Ausschreitungen gegen Muslime in Sri Lanka in 2018 gespielt hat. Auf der anderen Seite haben Social-Media-Plattformen das Potenzial, Bemühungen in der Friedensförderung positiv zu beeinflussen; nicht zuletzt, da sie eine enorme Reichweite haben, insbesondere unter jungen Menschen (von 2,7 Milliarden monatlich aktiven Facebook-Nutzer*innen weltweit sind ein Drittel unter 24 und zwei Drittel unter 34 Jahre alt; Statista 2020). Soziale Medien können daher auch ein Instrument sein, um Toleranz und gegenseitiges Verständnis, inner- und zwischengemeinschaftliche Beziehungen zu fördern und letztlich den für einen nachhaltigen Frieden notwendigen sozialen Zusammenhalt zu stärken.

Hassrede und Desinformation sind ein neuer bedeutender Interventionsbereich

Um dieses Potenzial zu nutzen, müssen Praktiker*innen der Friedensförderung neue Wege finden, um soziale Medien in ihrer Arbeit zu nutzen. In diesem Bestreben und als erstes GIZ-Projekt weltweit hat Strengthening Reconciliation Processes in Sri Lanka (SRP) im Mai und Juni 2020 den Einsatz von Instagram Live als Instrument in der Friedensförderung pilotiert. SRP ist ein auf vier Jahre angelegtes Projekt, das von der EU und dem Auswärtigen Amt finanziert und zusammen mit dem British Council implementiert wird. Es verfolgt einen ganzheitlichen Versöhnungsansatz und arbeitet in sieben verschiedenen versöhnungsrelevanten Bereichen, darunter Förderung der Erinnerungskultur, Psychosoziale Unterstützung und Institutionenentwicklung. Dabei hat sich die Arbeit mit sozialen Medien, insbesondere Hassrede und Desinformation, als ein neuer Interventionsbereich von größter Bedeutung herauskristallisiert.

Im Zuge der COVID-19-Pandemie wurde das Potenzial von sozialen Medien zum Erreichen von Zielgruppen noch deutlicher; im sogenannten New Normal wird die Bedeutung von sozialen Medien vermutlich weiter zunehmen. Aufgrund der sehr plötzlich in Kraft getretenen und strikten COVID-19-Ausgangssperre in Sri Lanka kamen alle SRP-Projektaktivitäten, die auf persönlichen Workshops oder Treffen größerer Gruppen auf Gemeindeebene basieren, vollständig zum Erliegen. Inmitten dieser oft als Stillstand empfundenen Situation machten soziale Medien es möglich, einen Raum für offene Diskussionen zu schaffen und SRPs Zielgruppen weiterhin anzusprechen. Konkret führte SRP Diskussionen mithilfe von Instagram Live durch, um über Journalismus und Storytelling in einer Zeit der Krise zu sprechen. SRP ist auf Facebook und Instagram präsent und wählte zu diesem Zweck Instagram aus, um in einem für Sri Lanka relativ neuen diskursiven Raum zu experimentieren. Instagram ist (weitgehend) frei von Hassrede, inhaltlich weitgehend unpolitisiert sowie unparteiisch und wird daher als sicherer Raum für ein offenes und sogar provokatives Gespräch wahrgenommen.

Reichweitenstarke Influencer*innen als Zugpferde

SRPs Instagram Lives wurden so strukturiert, dass der Projekt-Account von der preisgekrönten Journalistin Smriti Daniel übernommen wurde, die mit den drei Interviewpartner*innen in einem lockeren, legeren Stil Interviews zum vorgegebenen Thema führte. Die Auswahl der Interviewpartner*innen basierte hauptsächlich auf drei Kriterien: der Fähigkeit der Sprecher*in, die Aufmerksamkeit des Online-Publikums während des gesamten Live-Gesprächs auf sich zu ziehen und ansprechend, klar und selbstsicher zu kommunizieren; ihrer Präsenz und Followerzahlen auf verschiedenen Social-Media-Plattformen; der Diversität der ausgewählten Interviewpartner*innen, um unterschiedliche geschlechtliche, kulturelle, berufliche und ethnische Hintergründe zu repräsentieren.
Jeder Live-Chat, der jeweils aus einem Gespräch zwischen zwei Personen bestand, dauerte etwa 30 bis 40 Minuten. Da sich Instagram und die Live-Chat-Funktion durch eine kurze Form auszeichnen, wird eine maximale Dauer von 30 bis 40 Minuten empfohlen. Während des Chats konnte sich das Online-Publikum mit Emoticons, Kommentaren und Fragen einbringen, von denen viele ein tiefergehendes Gespräch provozierten. Die Fragen bzw. Kommentare lauteten beispielsweise:

„Was bedeutet Journalismus für die Menschen, die im heutigen Zeitalter keinen Zugang zu digitalen Räumen oder zum Internet haben? Wird ihre Geschichte ausgelassen?“

„Haben Sie als Journalist*in angesichts der Geschwindigkeit der aktuellen Ereignisse nach neuen Wegen gesucht, Fakten/Erzählungen zu überprüfen?“

„Es wird kritisiert, dass Interaktionen in soziale Medien nicht so einen starken Einfluss auf sozialen Wandel haben wie physische Interaktionen. Was denken Sie?“

„In Zeiten wie diesen – wenn zwischenmenschliche Interaktionen eine bestimmte Art von Gefahr darstellen – wie stellen Journalist*innen sicher, dass marginalisierte Stimmen gehört werden?“

SRP war bemüht, alle Fragen, die aus Zeitgründen nicht angesprochen werden konnten, nach dem Live-Gespräch in privaten Nachrichten an die Fragensteller*innen aufzugreifen. Es wurden zwar keine sensiblen/negativen Kommentare beobachtet, aber SRP hatte hierfür ebenfalls eine Strategie vorbereitet: SRP hätte die jeweiligen Kommentator*innen direkt angeschrieben oder ihn/sie aus dem Live-Chat entfernt, wenn sein/ihr Kommentar abfällig oder respektlos gewesen wäre.

Followerzahlen verdoppelt

Da das Publikum auf sozialen Medien je nach Tageszeit variiert, musste das Kommunikationsteam von SRP auch beim Timing der Lives planvoll vorgehen. Das Team stellte fest, dass die Anzahl von Zuschauer*innen des Live-Chats an einem Sonntagmorgen höher war, als bei den beiden Lives, die werktags um 16.30 Uhr stattfanden. Die Zuschauer*innenzahlen, die an einem bestimmten Tag oder zu einer bestimmten Uhrzeit online sind, können über die Analysefunktionen von Instagram eingesehen werden. Generell sollte beachtet werden, dass das Publikum auf sozialen Medien sehr dynamisch ist, nicht nur in Bezug auf die Zeit, zu der es online ist (was auch von externen Faktoren abhängt), sondern auch in Bezug auf Trendinhalte, aktuelle Themen und sich verändernde Interessen.
SRPs erste Insta Lives hatten über 100 Teilnehmer*innen, haben mehr als 2.850 Personen erreicht und haben dazu geführt, dass sich die Followerzahlen des Projekts sowohl auf Instagram als auch auf Facebook – wo die Instagram Lives auch beworben wurden – mehr als verdoppelt haben. Das Kommunikationsteam von SRP arbeitet bereits an neuen Ideen, um unser Verständnis für Social-Media-Tools weiterzuentwickeln und diese Tools effizienter in unserer Arbeit für die Friedensförderung einzusetzen.

SRP ist auf Facebook und Instragram aktiv. Eine kurze Kurze Video-Zusammenfassung der Insta Live Serie lässt sich hier finden.

Die Arbeitsgemeinschaft Frieden und Entwicklung (FriEnt) ist ein Zusammenschluss von staatlichen Organisationen, kirchlichen Hilfswerken, zivilgesellschaftlichen Netzwerken und politischen Stiftungen.

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