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Kirsten Jantke

kirsten.jantke@frient.de

Kirsten Jantke ist gelernte Journalistin und beschäftigt sich mit der Konflikt- und Friedensdimension von klassischen Medien und Social Media.

Literaturhinweise
Flawed systems can't create accurate data

Biases in open-source human rights investigations

Facebook, TikTok & Co. – eine gute Quelle für Journalisten?

Open-Source Investigations-Teams sorgen für eine saubere Recherche

Can it truly make a difference in the war in Ukraine?

How does open-source investigation impact the public discourse?

Power structures are coded into technology

An intersctional perspective on digitalisation of peacebuilding

Der Papst trägt Prada. Nicht.

Wie künstliche Intelligenz dem Frieden dienen kann
27. April 2023
Das Foto ist ein Fake und wurde von der Bild-KI Midjourney erzeugt.

Der Papst trägt eine stark überteuerte Daunenjacke, die in Rapperkreisen als letzter Schrei gilt. Kokett und vor karibischer Kulisse flirtet Angela Merkel mit Barack Obama. Von künstlicher Intelligenz (KI) erzeugte Bilder fluten zurzeit das Netz. Mehr noch: KI schaffte es via Maybrit-Illner Talkshow sogar in deutsche Wohnstuben der Offline-Generation. Allerhöchste Zeit, dass wir uns damit beschäftigen, was KI für unsere Zunft leisten kann und was wir lernen müssen.

KI kann Scheinrealitäten schaffen, Doktorarbeiten schreiben, Leitartikel verfassen und die sozialen Medien mit Hass und Hetze überfluten. Es liegt auf der Hand, dass sich die Friedens-Community damit beschäftigt und künftig tiefer einsteigen muss. Dass Konflikte geschürt und Ressentiments befeuert werden, ist nicht neu. Ausmaß und Raffinesse aber haben einen Quantensprung gemacht. Verschiedene Risiken und Auswirkungen für den Frieden sind beschrieben, auch in den Impulsen. Aber welche Chancen stecken in der der KI?

KI kann nicht mehr und nicht weniger, als innerhalb kürzester Zeit immense Mengen von Daten aus verschiedenen Quellen nach festgelegten Kriterien zusammenführen. Das kann uns nutzen. Zum Beispiel können KI-Systeme helfen, frühzeitig Konflikte vorherzusehen, belastbare Entscheidungen zu treffen, sowie Mediation und Verhandlungen erleichtern. Sie kann sogar Szenarien für Lösungen vorschlagen.

Daten erleichtern Prävention, Verhandlungen und Mediation

Ein Beispiel dafür ist das Early Warning Project, das vom United States Holocaust Memorial Museum betrieben wird. Das System nutzt Algorithmen, um große Datenmengen aus verschiedenen Quellen wie sozialen Medien, Nachrichtenartikeln und Regierungsdokumenten zu analysieren. Das Ziel ist es, frühzeitig Anzeichen von Konflikten zu erkennen und darauf aufmerksam zu machen, damit geeignete Maßnahmen ergriffen werden können, um Konflikte zu vermeiden oder zu mildern.

KI kann auch bei Friedensverhandlungen eingesetzt werden, um den Prozess zu unterstützen, wie zum Beispiel das Peace AI-System, an dem die Carnegie Mellon University arbeitet. Es nutzt maschinelles Lernen, um Daten zu sammeln und auszuwerten, die den Friedensprozess beeinflussen können. Dazu gehören frühere Friedensabkommen, Verhandlungsdokumentationen sowie Konfliktbeschreibungen und -analysen.

KI-basierte Programme werden ebenfalls eingesetzt, um das Verständnis und die Sensibilität für unterschiedliche Perspektiven sowie die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Gruppen zu fördern. Das AI for Good Global Summit wird jährlich von der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) und anderen Organisationen veranstaltet. Das Summit bietet eine Plattform für den Austausch von Ideen und Best Practices im Bereich der KI für soziale Entwicklung und Frieden.

Wir müssen uns einmischen. Je eher, desto besser.

Dreh- und Angelpunkt von KI sind die sogenannten Algorithmen, also die Regeln nach denen die Maschine Daten sucht und sammelt. Um nützliche Lösungen für Konfliktbearbeitung und -prävention zu entwickeln, ist es zwingend notwendig, dass Wissen und Erfahrung von Friedens- und Konfliktexpert*innen in den Code einfließen. Die Fach-Community hat auch schon erste problematische, möglicherweise unbeabsichtigte Entwicklungen erkannt und mahnt Korrektur an. Zum Beispiel sind Algorithmen bis jetzt häufig auf männliche und weiße Mustererkennung trainiert. Das führt zum Beispiel dazu, dass bei der maschinellen Sichtung von Menschenrechtsverletzungen Gesichter mit dunkler Hautfarbe von der Bilderkennung schlechter oder gar nicht gefunden werden. Aufgrund von verwendeten Daten, Algorithmen oder "Entscheidungsprozessen" können Diskriminierung verstärkt und Konflikt verschlimmert werden. Wir sind gefordert zu lernen und einzugreifen, je eher desto besser.

Expert*innen setzen sich selbstverständlich bereits dafür ein, dass KI-Systeme verantwortungsvoll und ethisch betrieben werden sollten. Wer ChatGPT (eine sprachbasierte KI-Maschine im Netz, die so einfach anzuwenden ist wie DeepL) nach dem Zusammenhang von Frieden und KI fragt, erhält folgende Antwort: „Es ist wichtig zu betonen, dass der Einsatz von KI immer mit einem klaren ethischen Rahmen und verantwortungsvollen Entscheidungen einhergehen muss, um sicherzustellen, dass sie tatsächlich zum Frieden beitragen und nicht zu weiteren Konflikten führen.“

Menschliche Intelligenz ist nicht ersetzbar. Noch nicht.

Wie das sichergestellt werden soll, dazu bleibt ChatGPT ziemlich vage: „Regierungen können KI-Systeme durch Gesetze und Vorschriften regulieren, um sicherzustellen, dass sie verantwortungsvoll und ethisch genutzt werden.“ Ist ja nicht falsch, wäre die Leser*in allerdings selbst drauf gekommen. Wie das Gesetz formuliert werden kann und durchgesetzt werden soll, dazu hält sich ChatGPT vornehm zurück. Da ist dann wohl menschliche Intelligenz gefragt.

Die Arbeitsgemeinschaft Frieden und Entwicklung (FriEnt) ist ein Zusammenschluss von staatlichen Organisationen, kirchlichen Hilfswerken, zivilgesellschaftlichen Netzwerken und politischen Stiftungen.

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