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Wird über Krieg und Menschenrechtsverletzungen berichtet, ist der Zugang zu gesicherten Informationen nicht immer leicht. Das erhöht das Risiko für JournalistInnen, Falschinformationen zu verbreiten. Open-Source-Investigationen könnten das ändern.
Am 11. Januar 2023 meldete der Deutschlandfunk in seinen Mittagsnachrichten: „Die ukrainische Armee hat die Darstellung der russischen Söldnergruppe Wagner zurückgewiesen, die Stadt Soledar sei eingenommen worden. Das versicherten Armeevertreter auf Telegram...“
Moment mal: Hat ein öffentlich-rechtlicher Hörfunk gerade Aussagen über den Messengerdienst Telegram als Quelle zitiert?
Tatsächlich ist es für ausländische Medien schwierig, Menschenrechtsverletzungen vor Ort zu recherchieren oder zu überprüfen. Besonders, wenn sie im Kontext von Kriegen passieren, wie gerade in der Ukraine; oder wenn Regierungen den Zugang für JournalistInnen erschweren, so wie zur chinesischen Region Xinjiang, in der muslimische BürgerInnen zwangsinhaftiert werden.
Immer häufiger greifen JournalistInnen deshalb zu Open-Source-Informationen: Quellen, die von überall auf der Welt frei zugänglich sind. Dazu gehören Posts und Videos von Menschen vor Ort auf den Sozialen Medien genauso wie veröffentlichte Dokumente der Regierung.
Der Zugriff auf solche Quellen führt jedoch zu einem Dilemma: Wie kann ich überprüfen, ob die Behauptungen im Facebook-Post der Wagnergruppe, sie hätte die ukrainische Stadt Soledar eingenommen, stimmen? Woher weiß ich, dass das Video, das ein Aktivist aus Xinjiang veröffentlicht, keine Fälschung ist?
Eine Lösung können Open-Source-Investigationen sein. ExpertInnen überprüfen dabei mithilfe von technischen Instrumenten und Analysemethoden das veröffentliche Bild- und Textmaterial, um am Ende festzustellen, ob es auf wahren Fakten beruht.
Anstatt unreflektiert Open-Source-Daten wie etwa Facebook-Posts zu übernehmen, und damit Falschinformationen zu verbreiten, sollten JournalistInnen die Daten zunächst überprüfen bzw. überprüfen lassen – auch wenn das bedeutet, die Nachricht nicht sofort (und als erstes) zu veröffentlichen.
Die Analysetools von Open-Source-Investigationen sind vielfältig: von Algorithmen, die Bildmaterial identifizieren, Abgleiche mit Satellitenbildern bis hin zu Datenbanken, in denen Falschinformationen gesammelt werden.
Zwar werden diese Analysetools teilweise von Medien eingesetzt – zum Beispiel bei groß angelegten investigativen Recherchen, wie den China Cables, die am Ende die Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang enthüllten. Den meisten Redaktionen fehlen dazu jedoch die Expertise, die Zeit und die finanziellen Mittel.
Umso mehr lohnt sich eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Teams, die Open-Source-Investigationen betreiben und JournalistInnen. Die einen bieten die Expertise, die anderen die Reichweite.
Auch Fortbildungen zum Thema Open-Source-Investigationen sind wertvoll; Redaktionen sollten verstärkt darauf zurückgreifen und ihre JournalistInnen für einen akkuraten Umgang mit Open-Source-Daten vorbereiten.