Zugang zu Land und deren Nutzung spielt in vielen Regionen der Welt eine lebenserhaltende Rolle für die große Mehrheit der Bevölkerung. Dabei stellt Land neben der ökonomischen Grundlage zur Ernährungssicherung und Agrarproduktion auch einen wichtigen sozio-kulturellen Faktor dar. Diese gesellschaftliche Dimension wird vielfach nicht ausreichend berücksichtigt und unterschiedlichen ökonomischen Interessen untergeordnet. Im Zusammenhang mit Klimawandel, Ernährungskrise und wirtschaftlichen Interessen sowie auch durch die globalen Finanzkrisen erhielt Land in den vergangenen Jahren weltweit eine unerwartete Wertsteigerung. Landbesitz wurde zu einer zunehmend relevanten ökonomischen Größe und Anlageobjekt und damit gleichzeitig zu einer Konfliktressource besonderer Art.
Die Brisanz des Themas nimmt zu
Vor dem Hintergrund bereits vergangener Konflikte um Landnutzung, gleichberechtigten Zugang zu Land und damit verbundenen Ressourcen, oder etwa um Besitzrechte und Teilhabe lokaler Bevölkerung an der Ressourcenausbeute durch private Akteure ein besonders brisantes Thema. Die Ressourcen dienten und dienen vielfach der Finanzierung von Kriegen und Gewalt, Gewaltökonomien sind strukturell zentrale Konfliktfaktoren. Ihre Bearbeitung und sozio-ökonomische Transformation ist für nachhaltige und inklusive Entwicklung im Sinne der 2030 Agenda und Friedensförderung entscheidend, jedoch nimmt die Brisanz dieses Themas unter den heutigen verschärften Bedingungen noch zu. Der Umgang mit und die Prävention von Land- und Ressourcenkonflikten stellen in Hinblick auf die zunehmende Knappheit natürlicher Ressourcen weiterhin eine große Herausforderung in der internationalen Zusammenarbeit dar.
Die komplexen Zusammenhänge zwischen globalen Veränderungen und lokalen, bzw. regionalen Auseinandersetzungen und Interessengegensätzen werfen damit wichtige Fragen für die friedens- und entwicklungspolitische Arbeit auf:
Wie kann im Spannungsfeld von Investitionen, Ernährungssicherung, Ressourcenschutz und Klimawandel mit der knapper werdenden Ressource Land nicht nur nachhaltig und gerecht, sondern auch konfliktsensibel und friedensfördernd umgegangen werden?
Wie können erfolgreiche Ansätze und Konzepte zum Umgang mit Landkonflikten im Sinne von Krisenprävention und konstruktiver Konfliktbearbeitung und Umsetzung der SDGs weiter gestärkt und zur Erreichung der Ziele beitragen?
Welche Bedeutung haben internationale Leitlinien und Partnerschaften sowie inklusive Politikansätze für verantwortungsvolle Landpolitik für Friedensförderung und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung und umgekehrt?
Welche Erfahrungen gibt es zu Handlungsmöglichkeiten in den verschiedenen Konfliktphasen und –kontexten und Multistakeholderansätzen? Und wie wird etwa mit Risiken und mit Machtasymmetrien zwischen lokalen und internationalen, staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren und Unternehmen umgegangen? Womit wird zu Gewaltprävention, friedlichen Gesellschaften und inklusiver Entwicklung beigetragen?