Am 4. März 2020 hat Brot für die Welt zusammen mit dem internationalen Netzwerk CIVICUS den Atlas der Zivilgesellschaft 2020 vorgestellt. Auch dieser dritte Atlas der Zivilgesellschaft stützt sich auf Daten, die der CIVICUS Monitor zweimal jährlich erhebt. Die Daten basieren auf Erhebungen und der Auswertung verschiedener Quellen und Indizes zu Grundfreiheiten.
Am 4. März 2020 hat Brot für die Welt zusammen mit dem internationalen Netzwerk CIVICUS den Atlas der Zivilgesellschaft 2020 vorgestellt. Auch dieser dritte Atlas der Zivilgesellschaft stützt sich auf Daten, die der CIVICUS Monitor zweimal jährlich erhebt. Die Daten basieren auf Erhebungen und der Auswertung verschiedener Quellen und Indizes zu Grundfreiheiten.
Der Atlas spiegelt die problematischen Bedingungen wider, mit denen Vereine, Initiativen, NGOs und soziale Bewegungen weltweit zu kämpfen haben: Nach Erhebungen von CIVICUS leben rund fünf Milliarden Menschen in unterdrückten und geschlossen Staaten, wo zivilgesellschaftliches, das heißt bürgerschaftliches Engagement durch staatliche Gewalt substantiell eingeschränkt oder unterbunden wird. Nur drei Prozent der Menschen genießen uneingeschränkte Meinungs-, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit und können ihre Anliegen frei äußern, an Demonstrationen teilnehmen oder eine zivilgesellschaftliche Organisation gründen. Eine wichtige Veränderung zum Vorjahr ist die Zahl der Menschen, die in unterdrückten Staaten leben: Nachdem auch Indien und Nigeria nun in dieser Kategorie geführt werden, sind es drei Milliarden Menschen und 40 Prozent der Weltbevölkerung. (Im Vorjahr waren es in dieser Kategorie 19 Prozent der Weltbevölkerung oder 1,4 Milliarden Menschen). Verbesserungen wurden festgestellt in der Dominikanischen Republik und in der Republik Moldau.
Neu beim Atlas der Zivilgesellschaft 2020 ist der thematische Schwerpunkt Frauen und Frauenbewegungen. Gerade in den letzten Jahren führen Aktivistinnen und Menschenrechtsverteidigerinnen soziale Bewegungen an: Fridays for Future mit Greta Thunberg global und mit Luisa Neubauer auch in Deutschland. Und diese Beobachtung wird auch durch den Blick in andere Länder bestätigt: Frauen standen auch in Sudan, Armenien und Saudi-Arabien bei wichtigen Demonstrationen im Vordergrund.
Aber Frauen sind von Repression und Einschränkung in ganz besonderer Weise betroffen. Denn Frauen werden sehr häufig wegen ihres Engagements anders beleidigt und angegriffen. Diffamierung, Bedrohung und Gewalt gegen Frauen haben in den meisten Fällen eine persönliche und sexualisierte Komponente.
Darüber hinaus werden Errungenschaften, die Frauenbewegungen weltweit erkämpft haben, wie Partizipation, Gleichberechtigung und die Selbstbestimmung von Frauen über ihren eigenen Körper in den letzten Jahren von Teilen der Gesellschaft in vielen Ländern wieder in Frage gestellt. Der Einsatz für diese Belange wird als „Genderwahn“ diffamiert. Sexuelle und reproduktive Rechte werden durch die Verschärfung von Gesetzen zum Schwangerschaftsabbruch eingeschränkt, Genderstudiengänge verschwinden aus den Lehrplänen von Universitäten. Dabei sind Frauenrechte und Engagement von Frauen auf das engste mit Menschenrechten und demokratischer Teilhabe verbunden: Leidet die Geschlechtergerechtigkeit, dann leidet die Demokratie. Leidet die Demokratie, dann leidet auch die Geschlechtergerechtigkeit.
Wie im letzten Jahr blickt der Atlas auf einige ausgewählte Kontexte, um unterschiedliche Ausprägungen das Phänomens Shrinking Space zu zeigen. In diesem Jahr wird die Lage in Brasilien, Sudan, Indonesien, Armenien, Uganda und der Region Zentral näher analysiert. Neben diesen Fallbeispielen enthält der Atlas anschauliche Grafiken und Karten, die die relevanten Ergebnisse prägnant darstellen.
Eine Online-Version des aktuellen Atlas ist hier zu finden.