“Promoting Peace through Climate Justice” – das war das Einstiegsmotto des zweiten Tags des FriEnt Peacebuilding Forums im Juni 2024 in Berlin. Mehr als 150 Teilnehmende aus 37 Ländern diskutierten über die Herausforderungen, die sich vor dem Hintergrund der globalen Krisen und Machtverschiebungen für Friedensförderung und Entwicklung ergeben.
Von Konferenzteilnehmer*innen aus Konfliktkontexten wie etwa Sudan und Irak, aber z.B. auch aus Indien und Kamerun wurde berichtet, wie stark sich die Klimakrise auf die vorhandenen Konflikte auswirkt. Die Auslöser der Klimakrise seien bekannt und die Industrieländer des sogenannten Globalen Nordens wurden aufgefordert, sich ihrer Verantwortung auch im Eigeninteresse zu stellen. So wurde betont, dass Klimagerechtigkeit einen großen Beitrag zu nachhaltigem Frieden leisten könne.
Ein gerechter Übergang (“just transition”) in verschiedenen Sektoren wie Energie, Wirtschaft, Mobilität und Ähnlichem sei erforderlich. Dies stelle aber in allen Ländern eine große Herausforderung dar, besonders aber in fragilen und konfliktbehafteten Kontexten. In einigen Ländern wie im Sudan ist die Grundversorgung der Bevölkerung nicht gesichert und mehr als sieben Millionen Menschen befinden sich auf der Flucht. An einen Übergang bzw. eine Transition (“transition from what?”) sei in diesem Kontext gar nicht zu denken, so Nisreen Elsaim, sudanesische Klimaaktivistin und ehemalige Vorsitzende der Jugendberatergruppe des UN-Generalsekretärs zum Klimawandel. Konfliktsensible Anpassungsmaßnahmen seien dafür umso wichtiger.
Ebenso wurde von vielen Teilnehmenden auch der sektorübergreifenden Zusammenarbeit bei Klimamaßnahmen ein bisher noch unzureichendes Zeugnis ausgestellt. Hier sei noch sehr viel mehr Engagement erforderlich, um den Risiken zunehmender gewaltförmiger Konflikte zusammenhängend mit der Klimakrise erfolgreich entgegenwirken zu können.
Das könne gelingen, wenn die Konfliktkontexte der am stärksten von der Klimakrise betroffenen Länder berücksichtigt würden. Zudem müssten Klimapolitik und -programme konfliktsensibel gestaltet werden. Die von den Krisen besonders Betroffenen müssten in den Mittelpunkt gestellt werden. Vorhandene Konflikte um bereits umstrittene natürliche Ressourcen wie Land, Wälder, Wasser und Fischgründe dürften nicht verschärft werden. Allerdings würden dafür sehr viel mehr Finanzmittel benötigt, die die Betroffenen vor Ort erreichen, um sich an die Klimafolgen anpassen sowie Schäden und Verlusten bewältigen zu können.
Ammar Zakri von der Beratungsorganisation Peace Paradigms aus dem Irak machte deutlich, wie wichtig auch in der Friedensförderung der systematische Einbezug von Umwelt- und Klimabedingungen sei. Dies fördere Nachhaltigkeit, bessere Anpassungsmöglichkeiten an Klimafolgen und friedliche Gesellschaften. Beispiele aus dem Irak und auch aus anderen Ländern zeigten, wie Dialoge und der Aufbau einer Friedensinfrastruktur auch bei Umweltbelangen, Klimafolgen und Konfliktdynamiken funktionieren können. Das Konzept des “Environmental Peacebuilding” liefere dafür wichtige Grundlagen und Ansätze.
Abschließend wurde auf die “COP28 Declaration on Climate, Relief, Recovery and Peace” hingewiesen, die eine gute Grundlage böte. Von deren Umsetzung sei vor Ort aber noch nichts zu spüren. Ferner seien mehr länderübergreifende Kooperationen im Klima-, Friedens- und Sicherheitsbereich wichtig, um den grenzüberschreitenden Wasser-, Land- und Ernährungsproblematiken begegnen zu können. Diese betreffen die Bevölkerung sowie die lokalen Ackerbäuer*innen und Viehhalter*innen, die Nahrungsmittel produzieren.
Viele zivilgesellschaftliche Akteure bringen diese Anliegen weiter in die Vorbereitungen der UNFCCC-Klimakonferenz ein. Dabei fordern sie, vor allem die lokale Perspektive stärker und sicher einzubeziehen.