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Kirchen stärken Gerechtigkeit und Frieden in Afrika

GKKE-Fachgespräch am 26. Oktober 2020
Gemeinsame Konferenz Kirche und Entwicklung
Kirche in Tabora, Tansania. Foto: Rohan Reddy | Unsplash

Kirchen können aufgrund ihrer christlichen Mission, ihrer internationalen Organisation und ihrer lokalen Verwurzelung viel für Frieden und Gerechtigkeit leisten. Ihre Erfahrungen und Erkenntnisse in Simbabwe und Nigeria teilten die Diskutant*innen des Fachgesprächs der Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE).

“Kirchenakteure im Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden in Afrika – Chancen und Herausforderungen des Engagements von Kirchen in Simbabwe und Nigeria“ lautete der Titel des digitalen Fachgesprächs. In Simbabwe sei der Übergang von der kolonialen zu einer echten Demokratie noch nicht gelungen, konstatierte Rev. Dr. Kenneth Mtata, Generalsekretär des Zimbabwe Council of Churches, in seiner Keynote. Das könne als typisches Beispiel für zahlreiche Länder in Subsahara Afrika dienen. Den Kirchen komme in Simbabwe angesichts von massiver Repression und staatlicher Willkür ein Mehrwert zu. Mit ihrer religiösen Rede und der einhergehenden Dimension des Glaubens können sie Menschen zum Eintreten für Gerechtigkeit und Frieden motivie­ren. Die Unterscheidung von religiöser und säkularer Rede (dual language) erlaube ihnen sozio-politische Positionierungen, ohne die Grenzen des politischen Handlungs­raums zu negieren. Die Kirchen hätten den Vorteil, dass sie lokal in den Gemeinden verwurzelt sind und gleichzeitig auf nationaler sowie internationaler Ebene agieren könnten, führte Getrude Chimange, Leiterin der Justice and Peace Commission in Mutare, die lokale Perspektive aus.

Mit Beiträgen von Frederick Njobati von der Universität Bamberg, Simon Afala von der Justice, Development and Peace Commission in Jos und Msgr. Prof. Dr. Obiora Ike, dem Direktor von globethics.net mit Sitz in Genf, wurde in einem zweiten Block die Arbeit von Kirchen im Bereich Friedenserziehung in der Middlebelt Region in Nigeria erörtert. Njobati verwies dabei auf die von den Kirchen noch nicht ausreichend ausgeschöpften Potenziale in der „peace education“. Afala vertiefte das Thema Friedenserziehung mit Erläuterungen zu „peace clubs“, einem in der Region bewährten Instrument in der Arbeit mit Jugendlichen. Prof. Ike betonte die Bedeutung einer integralen und ganzheitlichen Erziehung. Auch das Verhältnis von Frieden und Gerechtigkeit und die dazu weit verbreitete Unklarheit wurden angesprochen.

Kirchen sind Stabilisatoren in konfliktreichen Gesellschaften

Im Schlusspodium betonte MdB Prof. Dr. Heribert Hirte als Vorsitzender des Stephanuskreises der CDU/CSU-Bundestagfraktion, dass Kirchen entgegen verbreiteter Ansicht nicht als Krisenherde, sondern vor allem als Stabilisatoren in konfliktreichen Gesellschaften wirken können. Als solche sollten sie stärker wahrgenommen und unterstützt werden. Prof. Ike erinnerte an die moralische Autorität der Kirchen. „Sie hat die Mission zu heilen und zu versöhnen, die Herrschaft des Rechts zu propagieren und die Armen zu ‚empowern‘“. Er appellierte an die Bundesregierung, sich noch viel stärker für weltweite Religionsfreiheit und gegen religiöse Intoleranz einzusetzen.

Sylvia Servaes (Misereor/FriEnt) betonte als Vertreterin der GKKE-Fachgruppe, die Verbindung von Friedensarbeit und Entwicklung. Ausgehend von einer lokalen Verwurzelung und der in den „peace clubs“ geleisteten Arbeit verwies sie auf das Vernetzungspotenzial von Kirchen und die Notwendigkeit, auf anderen Ebenen und mit weiteren Akteuren zusammenzuarbeiten: „Don’t work alone, reach out!“ Nicht zuletzt wurde die spirituelle Dimension der Arbeit von Kirchen für Gerechtigkeit und Frieden thematisiert. Rev. Dr. Mtata ergänzte, dass diese Arbeit dezidiert politisch sei, aber nicht parteipolitisch sein dürfe. Mit Verweis auf den 1. Korintherbrief Kapitel 12 plädierte auch er für internationale Solidarität: „Die Kirche ist der Leib Christi – leidet ein Teil, sind alle mitbetroffen.“

Marie-Luise Frost und Philipp Öhlmann, wissenschaftliche Mitarbeitende der Humboldt-Universität Berlin, haben die Veranstaltung moderiert.

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