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Territorialer Frieden in der kolumbianischen Karibik

Sicherheitspolitische Herausforderungen bewaffneter Gewalt
FES
Friedensförderung
Frieden und Sicherheit
Fernanda Fierro | Unsplash

Zwei neue spanisch-sprachige Publikationen der Stiftung beschreiben Projekte zum territorialen Frieden, die einer Logik der territorialen Inklusion und Integration folgen. Sie basiert auf einer neuen Allianz zwischen dem Staat und den Gemeinschaften, um gemeinsam Institutionen im Territorium aufzubauen.

Zwei neue spanisch-sprachige Publikationen der Stiftung beschreiben Projekte zum territorialen Frieden, die einer Logik der territorialen Inklusion und Integration folgen. Sie basiert auf einer neuen Allianz zwischen dem Staat und den Gemeinschaften, um gemeinsam Institutionen im Territorium aufzubauen.

Die Publikation „Construcción de paz territorial en el Caribe Colombiano: Desafíos de seguridad por violencia armada“ beschreibt und analysiert, inwiefern die territoriale Friedensförderung in der kolumbianischen Karibik voranschreitet und welche aktuellen Sicherheitsbedrohungen sich aus der bewaffneten Konfrontation in dieser Region ergeben. Das Konzept des territorialen Friedens des ehemaligen Friedenshochkommissar Sergio Jaramillo beschreibt „eine Logik der territorialen Inklusion und Integration, basierend auf einer neuen Allianz zwischen dem Staat und den Gemeinschaften, um gemeinsam Institutionen im Territorium aufzubauen“.
Mit dem von Jaramillo geprägten Begriff der „Institutionalität“ ist nicht nur die Präsenz einiger staatlicher Entitäten gemeint, sondern vor allem die gemeinsame Festlegung von Praktiken und Normen, die das öffentliche Leben regulieren und Wohlstand erzeugen. Territorialer Frieden geht über die Demobilisierung und Aufgabe von bewaffneter Gewalt hinaus. Der Begriff beschreibt auch die Entwaffnung des Alltagslebens durch die Verbesserung der Bildungsbedingungen, die Förderung der Gewaltlosigkeit, die volle Geltung der Menschenrechte und die Verhinderung kultureller Gewalt. Die Publikation stellt den zentralen und nördlichen Teil des Perijá-Gebirges in den Mittelpunkt der Betrachtung. Hier befinden sich die sogenannten Räume der Weiterbildung und Wiedereingliederung der ehemaligen FARC-Guerilla Kämpfer*innen (auf Spanisch: Espacios territoriales de Capacitación y Reincorporación, ETCR). Neben dem spannenden Reintegrationsprozess zeigt die Analyse die fortwährende Präsenz illegaler bewaffneter Gruppen in vier karibischen Subregionen auf. Diese militanten Gruppen beschränken und verhindern die Umsetzung der Entwicklungspläne mit einem territorialen Ansatz (auf Spanisch PDET) in der Praxis. Wenn man den Ansatz zum territorialen Frieden von Sergio Jaramillo zugrunde legt, zeigt sich derzeit ein mehrdeutiges Bild in der kolumbianischen Karibik. Einerseits schreitet die Friedenskonsolidierung im Zentrum und Norden des Perijá-Gebirges voran.
Andererseits gibt es im Süden der Departements Bolívar, Cesar und Córdoba weiterhin bewaffnete Gewalt mit einer neuen Dynamik. Auch in der Sierra Nevada de Santa Marta zeigen sich neue Gewaltdynamiken, welche Prozesse des bewaffneten Wettbewerbs, des mafiösen Friedens und der parallelen Kontrolle in diesen Gebieten prägen. Eben diese Umstände erschweren es, Frieden in der Region zu schaffen.

Die zweite Publikation „Reconfiguración social del territorio en la serranía del perijá: Reincorporación de colectivos farianos en el posacuerdo“ zum gleichen Kontext analysiert die Re-Integration ehemaliger bewaffneter Kämpfer*innen der Guerilla FARC in Kolumbien. Die Gruppen sind im Perijá-Gebirge stationiert und haben soziale Versöhnungsprozesse in Gang gesetzt, die interaktiv mit der Zivilgesellschaft und lokalen politischen Akteuren stattfinden. Zu ihnen zählen die Pandores im Department La Guajira und Tierra Grata im Department Cesar. Die Untersuchung beschreibt die soziale Konstruktion des Territoriums durch Territorialverhalten (Territorialität) und Territorialisierungsprozesse. Wie repräsentieren Menschen ein Territorium? Wie wird das Territorium definiert und produziert? Wie lassen sich kollektive Werte schaffen und wiederherstellen? Aus der kollektiven Wiedereingliederung der ehemaligen Kämpfer der Farc-EP in dem Gebiet folgen Gemeinschaftsinitiativen für die dort ansässigen Gemeinden. Das bringt die Versöhnung voran. So wurden im Rahmen von sogenannten „gemeinsamen Tischen“ (mesas compartidas) zusammen Ziele erarbeitet und zwischen den verschiedenen Parteien ausgehandelt. Hierbei haben die Dialoge dazu beigetragen, dass sich neue, gemeinsame Auffassungen vom Territorium entwickelten. Der Text leitet Empfehlungen ab, die sinnvoll sein können, wenn Ex-Guerilla kollektiv wiedereingegliedert werden sollen. Die Erfahrungen in Pondores und Tierra Grata sind ein interessantes Beispiel für interaktive Versöhnungsprozesse mit der Zivilgesellschaft und lokalen politischen Akteuren. Ihre Gemeinschaftsinitiativen stellen eine „Territorialisierung im Werdegang“ dar, die ihrerseits eine Quelle von Territorialverhalten (Territorialitäten) für eine friedensorientierte Regierungsführung auf lokaler Ebene bedeutet. Damit dies allerdings zu einem direkten, strukturellen und kulturellen Frieden führen kann, muss die Regierungsfähigkeit auf allen Regierungsebenen Kolumbiens gewährleistet sein, von der lokalen zur regionalen, zur nationalen Ebene.

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