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Wenn Katastrophen und Konflikte kollidieren

Kooperationsprojekt mit dem Overseas Development Institute (ODI)
Kermanshah Earthquake 2018 I Moein Rezaalizade I Unsplash

„Katastrophen sind neutral und diskriminieren nicht“, so der bisherige Tenor der internationalen Organisationen. Warum diese Aussage falsch ist, wurde im Juni in London im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung beim Overseas Development Institute (ODI) diskutiert. Die Veranstaltung war der Auftakt einer umfassenden GIZ/BMZ Kooperation mit ODI unter dem Titel: „When disasters and conflict collide: uncovering the truth“.

Katastrophen sind nicht natürlich und auch nicht konfliktneutral. Der Zyklon Nargis in Myanmar 2008, das Erdbeben in Haiti 2010, die akute Dürre in Somalia und die drohende Katastrophe der Rohingya-Flüchtlinge im monsungefährdeten Gebiet in Bangladesch: All diese Katastrophen treffen auf einen fragilen Kontext. Es ist kein Zufall, dass 58 Prozent der durch Naturkatastrophen tödlich verunglückten Menschen (2004-2014) in einem der 30 fragilsten Staaten der Welt lebten. Denn es sind nicht nur natürliche Extremereignisse, die eine Katastrophe auslösen, sondern auch das Zusammenspiel von sozioökonomischen und politischen Risikofaktoren, wie z.B. eine hohe Verwundbarkeit infolge von geringer Anpassungsfähigkeit und mangelnden Bewältigungskapazitäten.

Wenn die verwundbarsten Menschen im Fokus unserer Arbeit stehen und das Ziel von „leave-no-one-behind“ ernst genommen wird, dann dürfen wir Katastrophenrisikomanagement im fragilen Kontext nicht außer Acht lassen. Sondern sollten uns der Herausforderung stellen, vorbeugende Maßnahmen in mittel- bis langfristige Planungsprozesse zu integrieren und in Kombination mit konkreter Vorbereitung auf den Katastrophenfall konfliktsensibel und friedensfördernd zu gestalten.

Gemeinsam mit ODI möchte das GIZ Sektorprogramm Frieden und Sicherheit, Katastrophenrisikomanagement im Auftrag des BMZ eine Vorreiterrolle darin einnehmen, zu verstehen was passiert, wenn Naturkatastrophen und Konflikte aufeinandertreffen. Strategien, Ansätze und Politiken im Nexus von Naturkatastrophen und Konflikten sollen so direkt mitgestaltet werden. Die GIZ möchte die Implementierung des Sendai Rahmenwerks zur Reduzierung von Katastrophenrisiken (SFDRR) 2015-2030 für Frieden und Sicherheit sensibilisieren und sich dafür einsetzen, dass die Verbindung von Katastrophenrisiken und Konflikten mehr Berücksichtigung in den internationalen Agenden findet.

Bisher wurden zwei regionale Reports zu Konflikten und Katastrophenrisiken in Asien und den afrikanisch-arabischen Ländern veröffentlicht und auf den jeweiligen regionalen Konferenzen des Büros der Vereinten Nationen zur Reduzierung von Katastrophenrisiken (UNISDR) vorgestellt und diskutiert. Sowohl in der asiatischen als auch der afrikanisch-arabischen Region gibt es eine hohe Übereinstimmung von Todesfällen und wirtschaftlichen Verlusten in Folge von Naturkatastrophen in fragilen Ländern.  Gewalt, Konflikt und Fragilität beeinflussen die Auswirkungen von Katastrophen und müssen folglich Teil einer Debatte zur Reduzierung von Katastrophenrisiken sein.

Im Zuge der anstehenden UNISDR Global Platform for disaster risk reduction im Mai 2019 bieten sich Möglichkeiten, die Verbindung von Katastrophenrisiken und Konflikt, Gewalt und Fragilität sowohl besser zu untersuchen als auch in internationalen Prozessen und Strategien zu verankern. Die Plattform ist das globale Multi-Stakeholder Forum zur Überprüfung der Fortschritte bei der Implementierung des Sendai Rahmenwerkes.

Zurzeit werden Instrumente, Methoden und Ansätze in vier Ländern (Kolumbien, Libanon, Afghanistan und Tschadsee-Region) untersucht. Der finale „Flagship Report“, der die regionalen Erkenntnisse und Länderstudien mit aufgreift, wird auf der Global Platform im Mai 2019 vorgestellt.

Kontakt
Dr. Sandra Rubli

sandra.rubli@giz.de

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