Während der Friedenschluss zwischen Äthiopien und Eritrea und die Entwicklungen im Sudan Hoffnung machen, eröffnen sich gleichzeitig neue Konfliktlinien am Horn von Afrika. Die aktuelle Studie der Friedrich Ebert Stiftung setzt sich in ihrer Studie mit diesen widersprüchlichen Entwicklungen am Horn von Afrika auseinander.
In einer aktuellen Studie durchleuchtet die Friedrich Ebert Stiftung die politische Situation am Horn von Afrika: Zunächst gibt es hoffnungsvolle Nachrichten: Äthiopien und Eritrea haben Frieden geschlossen. Im Sudan besteht die Chance auf einen demokratischen Neustart. Und auch die ehemaligen Widersacher Somalia, Äthiopien und Eritrea verständigen sich auf eine stärkere wirtschaftliche Zusammenarbeit. Während diese Veränderungen am Horn begrüßenswert sind, häufen sich zugleich andere besorgniserregende Entwicklungen. So zeichnen sich neue Konfliktlinien in der Region ab, die erhebliche Konsequenzen für das Horn und darüber hinaus erahnen lassen. Denn tatsächlich hat die Annäherung zwischen Äthiopien und Eritrea offenkundig Misstrauen geschürt – Dies betrifft insbesondere Äthiopien und Kenia, deren gegensätzliche Somalia-Politik für mehr Konfliktpotenzial sorgt.
Auch auf der regionalen Ebene gibt es Spannungen: Die innenpolitischen Reformen im Sudan und in Äthiopien, die Annäherung an Eritrea und das ambitionierte Ziel der trilateralen Wirtschaftsintegration sind bislang noch nicht miteinander verbunden. Hinzu kommt, dass sich diese Entwicklungen seither noch nicht auf die Unterstützung der multilateralen nordostafrikanischen Regionalorganisation IGAD (Intergovernmental Authority on Development) stützen können. Darüber hinaus untergräbt zuweilen die Rolle der Golfstaaten die Bemühungen um Demokratisierung und fördert stattdessen den Autoritarismus. All dies beeinträchtigt die Beziehungen zwischen den Staaten am Horn und anderen Regionen Afrikas.
Autor der Analyse ist der äthiopische Diplomat Dr. Abdeta Beyene, der unter anderem als Sonderbotschafter in Somalia und als Chef des der IGAD unterstehenden Mediationsteams für die Republik Südsudan zuständig war. Abdeta Beyene ist derzeit als Executive Director des Centre for Dialogue, Research and Cooperation tätig und hat an der Northwestern University promoviert.