Julia Kharashvili, Vorsitzende der georgischen Frauenorganisation „IDP-Women Association ‚Consent‘“ und Mitglied in der „UN High Level Advisory Group“ zur Erarbeitung der „Global Study on 1325“, war im Juli 2017 für einen Austausch über die Umsetzung der Resolution 1325 bei Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst zu Gast. Sie ging dabei auf die Dimensionen der Prävention, des Schutzes und der Erfüllung und Umsetzung von Resolution 1325 Verpflichtungen ein.
Auch wenn Resolutionen im Vergleich zu Konventionen rechtlich weniger bindend sind, stellten die Bekräftigung und Erneuerung von 1325 nach ihrem 15-jährigen Bestehen sowie die Ergänzungen durch diverse Folgeresolutionen wichtige Meilensteine dar, die die Unterzeichnerstaaten im Rahmen von nationalen Aktionsplänen sowie regionalen Vereinbarungen umsetzen wollten, so Julia Kharashvili. Die Resolution richte sich jedoch nicht nur an Staaten. Auch zivilgesellschaftliche Akteure aus anderen Bereichen und Politikfeldern sollten die Dimensionen der Frauen-Frieden-Sicherheitsagenda kennen und die Anliegen von Frauen in ihrem jeweiligen Handlungsfeld reflektieren, denn nur gemeinsam könne man die Ziele der Resolution erreichen.
Frau Kharashvili wies darauf hin, dass insbesondere vertriebene, geflüchtete und von Gewalt betroffene Frauen viel stärker an Entscheidungen und Prozessen im Bereich Frieden und Sicherheit beteiligt und ihre spezifischen Bedürfnisse stärker berücksichtigt werden müssten. Die gesellschaftliche Gleichstellung von Frauen und Mädchen müsse vorangetrieben werden. Dazu gehöre der Kampf gegen häusliche Gewalt genauso wie der Kampf gegen geschlechtsbasierte Gewalt als Kriegswaffe. Weiterhin bedürfe es bei der Prävention erneuter Gewalt der Entwicklung gender-sensitiver Frühwarnindikatoren
Im Bereich Schutz sind sowohl Herausforderungen im Gesundheits- und Bildungsbereich, als auch in den Bereichen häusliche Gewalt, Mädchenhandel usw. zu bewältigen. Ferner müssten Frauen, die sich in konfliktbeladenen Kontexten für Gewaltüberwindung und Frieden einsetzten größere politische Aufmerksamkeit und Anerkennung erfahren sowie praktisch und politisch unterstützt und geschützt werden: Friedensstifterinnen seien zu wenig bekannt und würden durch die internationalen Rahmenrichtlinien und Leitlinien für Menschenrechtsverteidiger/innen nicht ausreichend erfasst und damit zu wenig geschützt.
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Resolution 1325 einen breiten Rahmen bietet, auf den sich Programme der Entwicklungszusammenarbeit und der Humanitären Hilfe systematisch beziehen können. So könnte im Zuge von Stabilisierungs- und Wiederaufbaumaßnahmen in Postkonfliktkontexten explizit auf die Belange von von Gewalt betroffener Frauen und Mädchen eingegangen werden. Um Frauen und Mädchen darauf vorzubereiten, an entscheidenden Friedensverhandlungen und Prozessen mitzuwirken und öffentliche Positionen vertreten zu können, sind Traumaarbeit, psychosoziale Unterstützung aber auch Aus- und Fortbildungsmaßnahmen, Bewusstseinsstärkung und Qualifizierung von großer Relevanz.
Die ökonomische Stärkung von Frauen und die Förderung ihrer wirtschaftlichen Eigenständigkeit könnten ihre gesellschaftliche Stellung und ihre Einflussmöglichkeiten verbessern und stärken, betonte Frau Kharashvili. Dies sei ohne langfristige und gezielte Unterstützung jedoch kaum möglich und erfordere ein sehr strategisches und konfliktsensibles Vorgehen, um die betroffenen Frauen nicht zusätzlichen Risiken und erhöhtem Druck auszusetzen.
Denn diejenigen, die sich für einen Wandel in ihrer Gesellschaft einsetzen, wirkten damit auch auf eine Veränderung der inneren Machtkonstellationen hin, was mit nicht unerheblichen Risiken verbunden sei. Widerstand und dadurch zunehmende Konflikte müssten konstruktiv bearbeitet werden. Eine Voraussetzung dafür sei die Etablierung von Mechanismen der Konfliktbearbeitung und legitimer Governance-Strukturen.