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Die Zukunft der Vergangenheitsarbeit

Fachkräfte von GIZ und ZFD diskutieren Lernerfahrungen und geben Input zur ressortgemeinsamen Strategie
peacebuilding
Transitional Justice (TJ)
Armenian Genocide Memorial I Amir Kh I Unsplash

Die Aufarbeitung einer gewaltsamen Vergangenheit und den damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen ist ein zentraler Aspekt nachhaltiger Friedensentwicklung. Vom 12.-14.12.2018 trafen sich Mitarbeitende aus Projekten der technischen Zusammenarbeit und des zivilen Friedensdienstes sowie aus Fachabteilungen der GIZ, um praktische Anregungen für die Formulierung einer ressortgemeinsamen Strategie zu „Vergangenheitsarbeit und
Versöhnung (Transitional Justice)“ einzubringen.

Der Weg zu nachhaltiger Konflikttransformation und umfassender Aufarbeitung schwerer Menschenrechtsverletzungen ist für die betroffenen Gesellschaften in der Regel mühsam und lang. Neben dem Wiederaufbau von zerstörten Lebensräumen steht die Frage im Raum, wie ehemalige Konfliktparteien, Überlebende sowie Täterinnen und Täter in Zukunft wieder friedlich zusammenleben können. Abhängig vom jeweiligen Kontext haben Gesellschaften unterschiedliche Strategien und Umgangsformen entwickelt, um ihre gewaltvolle Vergangenheit zu bearbeiten. Die Prozesse basieren auf der zentralen Annahme, dass Leid anerkannt und Verantwortung für vergangenes Unrecht übernommen werden muss, um Gewaltspiralen zu durchbrechen, Vertrauen wiederaufzubauen und eine gerechtere und friedlichere Zukunft zu gestalten. Andernfalls drohen ein Rückfall in alte Konfliktmuster und erneute Gewaltausbrüche.

In aktuell 14 Ländern unterstützt die GIZ Partner bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Vergangenheitsarbeit und Versöhnung. Im Rahmen des internen Fachverbunds Network International Cooperation in Conflicts and Disasters (NICD) existiert seit 2012 die Arbeitsgruppe „Dealing with the Past/ Transitional Justice“. Knapp 25 Kolleginnen und Kollegen, primär aus NICD-Mitgliedsprojekten in Lateinamerika, Subsahara-Afrika, Südostasien sowie den Fachabteilungen der GIZ, nahmen an dem dreitägigen Workshop in der GIZ-Repräsentanz Berlin teil. Der Fokus des Treffens lag neben der Diskussion über aktuelle Entwicklungen im Themenfeld auch auf dem Austausch praktischer Lernerfahrungen und dem Umgang mit Herausforderungen in der Projektumsetzung. Drei Themenschwerpunkte standen im Zentrum: der Umgang mit so genannten shrinking spaces, psychosoziale Unterstützung im Kontext von Vergangenheitsarbeit sowie die Nutzung digitaler Anwendungen und Instrumente, u.a. zur Förderung von Erinnerungskultur.

Folgende Fragestellungen standen dabei im Vordergrund: Wie gehen wir mit den eingeschränkten Handlungsspielräumen zivilgesellschaftlicher Akteure im Kontext von Vergangenheitsarbeit um? Deutlich wurde, dass eine stetige konflikt- und kontextsensible Reflexion in der Implementierung eine zentrale Rolle spielt, um Partner und Mitarbeitende nicht ungewollt zu gefährden.

Wie kann psychosoziale Unterstützung gestärkt, wie mit dem Aspekt transgenerationeller Traumata umgegangen werden? Es ist heute bekannt, dass Traumata über Generationen vererbt werden können. Dies verdeutlicht: eine langfristig angelegte und inklusive Vergangenheitsarbeit ist für die „Heilung“ einer Gesellschaft notwendig.

Ist die Zukunft der Vergangenheitsarbeit digital? Bespiele aus Sri Lanka, Kambodscha, Guatemala und Zimbabwe zeigen, dass digitale Anwendungen neue Möglichkeiten für Vergangenheitsarbeit bieten können. Sie brauchen keinen zentralen Ort der Erinnerung und können ein Mittel sein, um Vergangenheitsarbeit in den Alltag zu integrieren und neue Zielgruppen anzusprechen. Neben Vorteilen wurden auch kritische Aspekte bei der Nutzung digitaler Anwendungen diskutiert, beispielsweise unzureichender Internetzugang in ländlichen Regionen sowie Risiken im Bereich des Datenschutzes – gerade dort, wo an hochsensiblen Themen gearbeitet wird.

Bei einem Treffen mit der interministeriellen Arbeitsgruppe der Bundesregierung am 14.12. konnten die NICD-Mitglieder ihre praktischen Erfahrungen erläutern und den Vertreterinnen und Vertretern der Bundesministerien Anregungen für die Erstellung einer ressortgemeinsamen Strategie zu Vergangenheitsarbeit mit auf den Weg geben. Die Strategie ist Teil der Operationalisierung der Leitlinien „Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern“. Diskutiert wurde hier unter anderem, wie wichtig es ist, Kontextspezifika zu berücksichtigen und Maßnahmen zur Vergangenheitsarbeit an diesen auszurichten und flexibel anpassen zu können. Auch über den Bedarf langfristiger Unterstützungsprozesse und den Umgang mit Rückschlägen wurde gesprochen.

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