Im Dezember fand in Siem Reap, Kambodscha, zum achten Mal die Peace Practitioners‘ Research Conference (PPRC) statt.
Im Dezember fand in Siem Reap, Kambodscha, zum achten Mal die Peace Practitioners‘ Research Conference (PPRC) statt. Sie zog in diesem Jahr über 200 vielfältige Besucher*innen aus ganz Asien an, darunter NGO-Mitarbeiter*innen aus der zivilen Friedensarbeit, religiöse Würdenträger aber auch Mitglieder politischer Ausleger von bewaffneten Gruppierungen. Daneben kamen staatliche Akteure, Aktivist*innen sowie Forscher*innen von asiatischen und westlichen Universitäten und Thinktanks.
Trend zur Instrumentalisierung von Religion
Die Konferenz soll Theorie und Praxis zusammenführen und stand diesmal unter dem thematischen Schirm „Addressing Structural Violence Through the Lens of Ethnicity and Faith”. Damit griff sie den beunruhigenden Trend auf, dass in Asien und weltweit zunehmend Religion für politische Zwecke instrumentalisiert wird und ethnoreligiöser Nationalismus Konjunktur hat. In seiner Key Note erläuterte Jehan Perera, Direktor des MISEREOR-Partners National Peace Council (NPC) Sri Lanka, welche Herausforderungen sein Land nach den Osteranschlägen 2019 und den Präsidentschaftswahlen zu meistern hat. Andere Beiträge widmeten sich der aktuellen Situation in anderen Krisenherden, zum Beispiel Kaschmir, Myanmar (Rakhine), Mindano (Philippinen) oder Süd-Thailand (Patani).
Seltene Perspektiven eröffneten darüber hinaus Bürgerrechtsaktivisten aus Hong Kong sowie eine nordkoreanische Delegation des Korean National Peace Council (KNPC). Zusammen mit dieser Organisation stellt CPCS von MISEREOR geförderte Friedensdialoge auf die Beine. Durch den Austausch wurde das Verständnis für unterschiedliche Sichtweisen und Wahrnehmungen geschärft. Diese außergewöhnliche Möglichkeit des direkten Austausches wurde wertgeschätzt und von vielen genutzt.
Es fehlt an alternativen Narrativen
Im Vorfeld der Konferenz konnten sich asiatische Partnerorganisationen aus der Friedensarbeit in einem Workshop über die Problemstellung austauschen. Sie identifizierten länderübergreifende Herausforderungen aber auch Handlungsoptionen. Besonders intensiv diskutierten sie die um sich greifende Identitätspolitik. Es fehle an alternativen Narrativen oder den kommunikativen Instrumenten, diese zu verbreiten. So können der spaltenden Aktivierung kollektiver Identitäten bislang kaum positive Botschaften von gesellschaftlichem Zusammenhalt und vom Wert des Pluralismus entgegensetzt werden
Daneben beschäftigten sich die Teilnehmer mit einigen vielversprechenden Problemlösungsstrategien, darunter die Methode der Szenarioerstellung, die es ermöglicht, sich besser systematisch auf unvorhergesehene Situationen vorzubereiten sowie Mechanismen der kurzfristigen Anpassung an sich wandelnde Kontexte. Aber auch die Wirkweise gezielter Kommunikationsprogramme, mit deren Hilfe man die Bevölkerung besser erreichen kann, wurde erörtert. Alle Teilnehmenden aus den verschiedenen Ländern spüren: „People want peace!“ Man müsse Wege finden, die „silent majority“ zu mobilisieren. Denn nur so könne man sich entschieden über verschiedene Identitätsgruppen hinweg der Hetze, dem Hass und der Ausgrenzung entgegenstellen. Diese Situation sehen wir nicht nur in Asien, sondern weltweit. Aber es gibt ermutigende Zeichen und Beispiele, die Anlass zu Hoffnung geben.
Die Veranstaltungen in Kambodscha haben gezeigt, wie wichtig die Vernetzung der Zivilgesellschaft (Süd-Süd, aber auch Süd-Nord) ist, um Ideen und Energien zu bündeln, sich über gute und schlechte Erfahrungen auszutauschen und nicht zuletzt, um sich in entmutigenden Situationen gegenseitig Motivation zu schenken. Letzteres wurde als eines der wichtigsten Take-Aways des Austauschs beschrieben: Die erlebte Solidarität gebe neuen Schwung und setze neue Kraft frei. Klar ist daher: Der Austausch muss und wird weitergehen, denn nur in der Kontinuität wird sich Wirkung entfalten.
Finanziert wurde die Veranstaltungen von MISEREOR und organisiert von der Partnerorganisation Centre for Peace and Conflict Studies (CPCS).