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Frieden und Sicherheit in einer Welt im Umbruch

Perspektiven von Pro Peace
Beirat „Zivile Krisenprävention und Friedensförderung“
Pro Peace
civil conflict management
peacebuilding
security policy
Peace and Security
Sara Rostenne | Unsplash

Die Welt ist zunehmend von geopolitischen Spannungen, gewaltsamen Konflikten und gesellschaftlichen Polarisierungen geprägt. Als Friedensorganisationen stehen wir vor der Herausforderung, nachhaltige Antworten auf Fragen von Frieden und Sicherheit zu finden. Friedensakteure bringt es nicht nur in ein Dilemma, dass die Abwesenheit militärischer Gewalt schon als Frieden verstanden wird, sondern vor allem dass der Friedensdiskurs zunehmend nur noch über Sicherheit definiert wird: auf der einen Seite die große Aufmerksamkeit für das eigene Thema, auf der anderen Seite dessen Vereinnahmung.   

Was aber in den letzten Jahren klar geworden ist: Die klassische Trennung zwischen „harter“ Sicherheitspolitik und „weichen“ friedensfördernden Ansätzen wird zunehmend obsolet – es braucht einen integrierten Ansatz, der Sicherheit nicht nur militärisch, sondern vor allem auch strukturell und gesellschaftlich denkt. Daher braucht es nicht nur einen Diskurs über Sicherheit, sondern vor allem auch über Frieden. Denn Frieden und Sicherheit hängen zwar zusammen. Allerdings unterscheiden sich die Konzepte sowie potentielle gesellschaftliche und politische Entscheidungen bzw. Maßnahmen signifikant.

Sicherheit bedeutet aus einer Friedensperspektive nicht nur Schutz vor physischer oder die Abwesenheit militärischer Gewalt. Es geht auch um die Stärkung von Resilienz, sozialer Gerechtigkeit und demokratischen Strukturen. Dies ist in dem Konzept der Menschlichen Sicherheit gut beschrieben. Allerdings gerät es gerade jetzt, da eine Verengung des Sicherheitsbegriffs festgestellt werden kann, in Vergessenheit oder wird aktiv ausgeblendet. Sicherheit und Frieden müssen zusammengedacht werden – nicht als Gegensätze, sondern als sich ergänzende Elemente einer kohärenten Strategie. Ohne Frieden gibt es keine nachhaltige Sicherheit, und ohne Sicherheit können Friedensprozesse nicht wirksam werden.

Herausforderungen für die Friedensarbeit

Die derzeitige geopolitische Lage stellt die Friedensarbeit vor neue Hürden. In vielen Ländern erleben wir eine zunehmende Militarisierung politischer Diskurse. Währenddessen werden Mittel für zivile Konfliktbearbeitung gekürzt. Auch in Deutschland werden im Zuge der aktuellen Haushaltsdebatten Mittel für Entwicklungszusammenarbeit und Friedensförderung infrage gestellt. Gleichzeitig wächst der Bedarf an Ansätzen, die den Konfliktursachen begegnen – sei es durch Dialogarbeit, Versöhnungsprozesse oder den Schutz von Menschenrechten.

Auch die derzeitigen politischen Entwicklungen in Deutschland haben direkte Auswirkungen auf die Arbeit von Akteuren, die an nachhaltigen Friedenskonzepten arbeiten. Die Kürzungen bei internationalen Gebern, aber auch im Bundeshaushalt für Entwicklungszusammenarbeit und Friedensförderung gefährden langfristige Projekte und Partnerschaften. Während die Verteidigungsausgaben steigen, werden zivile Friedensmaßnahmen nicht ausreichend berücksichtigt und der Diskurs verengt sich. Kein neues, aber ein zunehmend dringenderes Problem ist die Einschränkung zivilgesellschaftlicher Handlungsspielräume: Politische Debatten um die Regulierung von Nichtregierungsorganisationen (NRO) beeinflussen die Arbeitsweise lokaler und internationaler Friedensakteure. Dazu gehören auch steigender gesellschaftlicher Druck und Polarisierung. Denn eine angespannte gesellschaftliche Stimmung erschwert es, friedenspolitische Ansätze in der Öffentlichkeit zu vermitteln.

Der Beitrag der Zivilgesellschaft

Zivilgesellschaftliche Organisationen spielen trotz allem und weiterhin eine entscheidende Rolle in der Friedens- und Sicherheitsarchitektur. Pro Peace arbeitet beispielsweise mit lokalen Akteuren daran, friedensfördernde Strukturen zu stärken und Räume für Dialog zu schaffen. Die Erfahrung zeigt: Frieden kann von unten wachsen. Denn während staatliche und multilaterale Akteure oft an institutionelle und politische Zwänge gebunden sind, können zivilgesellschaftliche Organisationen flexibler agieren und direkt auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen. Dann werden Strategien und Konzepte inklusiv, spürbar und nachhaltig.

Um Sicherheit zu gestalten, braucht es daher ein erweitertes Verständnis. Indem Prävention gestärkt wird, kann Gewalt oft verhindert werden – aber nur, wenn frühzeitig investiert wird in soziale Kohäsion, Mediation und Bildungsarbeit. Lokale Stimmen sollten immer eingebunden werden, weil Friedensprozesse inklusiv gestaltet sein müssen. Nur wenn betroffene Gemeinschaften mitgestalten, entstehen langfristige Lösungen. Die zivile Friedensförderung sollte ausgebaut und nicht finanziell und politisch eingeschränkt werden. Der Zivile Friedensdienst hat sich zum Beispiel als wirkungsvolles Instrument bewährt. Er sollte nicht nur erhalten, sondern weiterentwickelt und strategisch ausgebaut werden. Friedensbildung ist ein Schlüssel zu nachhaltiger und langfristiger Veränderung. Bildung ist essenziell, um langfristig Konflikte zu verhindern. Daher sollten Schulen, Universitäten und informelle Bildungsformate verstärkt in Friedenscurricula investieren.

Ein Appell für eine ganzheitliche Sicherheitsstrategie

Die gegenwärtigen Krisen machen deutlich: Frieden ist kein Selbstläufer. Wenn wir uns heute für eine umfassende Friedens- und Sicherheitsstrategie einsetzen, die über militärische Maßnahmen hinausgeht, legen wir das Fundament für eine friedlichere Zukunft. Pro Peace setzt sich dafür ein, dass zivile Konfliktbearbeitung nicht nur als Ergänzung, sondern als zentraler Bestandteil von (Menschlicher) Sicherheitspolitik verstanden wird. Nur durch einen ganzheitlichen Ansatz – der strukturelle Ursachen von Konflikten adressiert und auf gewaltfreie Lösungen setzt – können wir Frieden und Sicherheit langfristig sichern. Es ist an der Zeit, Frieden als politisches Ziel mit der gleichen Entschlossenheit zu verfolgen, mit der Sicherheitspolitik betrieben wird. Denn ohne Frieden gibt es keine Sicherheit.

Contact
Alexander Mauz

Member of the Advisory Board to the Federal Government for Civilian Crisis Prevention and Peacebuilding and Chairman of the Executive Board at Pro Peace

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