„Jobs – jobs – jobs“ ist der Tenor, in dem derzeit mögliche Lösungen für zunehmend gewaltsame Situationen diskutiert und praktisch angegangen werden. Die Weltbank mit ihrem Weltentwicklungsbericht 2011 sowie die Agenda 2030 und der „New Deal for Engagement in fragile States“ sehen eine besondere Rolle für die Wirtschaft und den privaten Sektor in der Konfliktbewältigung vor. Das FriEnt-Fachgespräch diskutiert die Bemühungen um Integration von Friedens- und Entwicklungsarbeit.
Wie bereits in den Vorgesprächen erwies sich das Feld auch in der Diskussion als sehr heterogen. So wurde eine ganze Bandbreite an Aktionsfeldern genannt, an denen die FriEnt-Mitgliedsorganisationen gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen in den jeweiligen Ländern beteiligt sind: einerseits zählen hierzu Unternehmensverantwortung, Staatenpflichten und die Einhaltung der in den letzten Jahren von unterschiedlichen internationalen Gremien verabschiedeten Regularien, andererseits Arbeitsplatzbeschaffung und die Entwicklung weiterer wirtschaftlicher Möglichkeiten als Alternative zu gewaltsamer Betätigung vor allem für junge Menschen.
Auf der Basis der Beiträge vom Bonn International Center for Conversion (BICC), von Tourism Watch/ Brot für die Welt und der GIZ kristallisierten sich während des Arbeitsgespräch fünf Themenfelder heraus, die weiterführende Fragen beinhalteten:
- Konzepte und Grundannahmen: Es wurde deutlich, dass die Konzepte und Grundannahmen zum Zusammenhang zwischen Wirtschaft und Frieden, mit denen die verschiedenen staatlichen und zivilgesellschaftlichen, lokalen und internationalen Entwicklungs- und Wirtschaftsakteure operieren, sehr unterschiedlich sind. Welche Auswirkungen hat dies auf die Unterstützung wirtschaftlicher Möglichkeiten vor allem dort, wo sie sich widersprechen? Was bedeuten diese Grundannahmen unter Bedingungen fragiler oder nicht vorhandener staatlicher Institutionen? Tatsächlich, so die Anmerkung von Elke Grawert (BICC) beziehen sich die bestehenden Wirtschaftskonzepte, mit denen auch unter Konflikt- und Fragilitätsbedingungen gearbeitet wird, auf stabile Situationen mit funktionierenden Institutionen. Es gebe bisher keine aussagekräftigen Daten, die den Zusammenhang zwischen Frieden und wirtschaftlicher Entwicklung belegten.
- Verantwortung von Staat und Unternehmen: Sollten (internationale) Unternehmen eine Rolle in der Ordnungspolitik übernehmen? Wie können fragile Staaten darin unterstützt werden, ihrer Pflicht zur Schaffung und Umsetzung von Rechtssicherheit nachzukommen? Welche Rolle spielen „traditionelle“ Autoritäten und Rechtsüberzeugungen?
- Lokale Erfolge – nationale/ regionale Entwicklung: Wie lassen sich erfolgreiche Wirtschaftsförderungsmaßnahmen auf lokaler Ebene auf nationale/ regionale Ebenen übertragen, wenn staatliche Institutionen nur sehr begrenzte Funktionsfähigkeit haben?
- New Deal: Inwiefern kann die Umsetzung des New Deal auf nationalen Ebenen Aushandlungsprozesse unter Einbeziehung von Unternehmen unterstützen? Wie kann dabei Machtungleichgewichten zwischen den verschiedenen Akteuren (lokale/ internationale; Unternehmen/ lokale Gemeinden) entgegenwirkt werden?
- Konfliktsensibilität: Wie kann Beschäftigungsförderung, dazu zählen auch Ausschreibungen internationaler Firmen, konfliktsensibel umgesetzt werden?
FriEnt wird ein weiteres Arbeitsgespräch zu Wirtschaft und Frieden ausrichten, das die oben genannten Felder fokussiert und neue Ansätze identifizieren hilft.