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Rettungsanker und Todesurteil

Mit dem Smartphone auf der Flucht
Bread for the World
Migration
Für Geflüchtete sind Smartphones mittlerweile fast unverzichtbar. Foto: Manu Del Moral | Unsplash

Kommunizieren, orientieren, einkaufen – die meisten benutzen Smartphones fast jeden Tag. Dasselbe gilt für viele Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen. Für sie wird das Handy zur einzigen Möglichkeit, die Familie zu erreichen, sich zu verständigen oder die eigene Position zu bestimmen. Doch damit bringen sich Geflüchtete ungewollt selbst in Gefahr. Die von Brot für die Welt entwickelte Informationssammlung „Mit dem Smartphone auf der Flucht“ zeigt, wie.

In neun Episoden schildern Texte, Bilder und Videos, welche Rolle Mobiltelefone für Menschen auf der Flucht spielen. Für manche bedeuten Ortung und die gespeicherten Daten Vertreibung und Repression. Für andere wird das Handy zum Lebensretter. “Mit dem Smartphone auf der Flucht” geht auf die Nutzung von Drohnen und Satelliten durch Grenzschutz-Organisationen wie Frontex ein, die Geflüchtete an Außengrenzen Europas abfangen. Es berichtet aber auch über Initiativen wie das Alarm Phone Sahara. Ziel dieses Aktivistennetzwerks ist es, Menschen an den Grenzen von Staaten wie Niger und Algerien zu helfen. Viele sind durch die Sahara hierhin abgeschoben worden.

Wie an vielen Orten sind in der größten Wüste der Welt neben den klimatischen Bedingungen kriminelle Gruppen eine Gefahr. Diese entführen Geflüchtete und erpressen Lösegeld von den Angehörigen. Deren Nummern finden sie auf den Smartphones der Verschleppten. Videos sollen beweisen, dass die Verbrecher ihre Opfer wirklich in ihrer Gewalt haben – und, dass ihnen Folter und Tod drohen, sollte die Forderung nicht erfüllt werden.

Auch deutsche Behörden lesen Daten aus

Doch nicht nur Sicherheitsfirmen und Kriminelle machen sich die Tatsache zunutze, dass Smartphones viele Daten ihrer Benutzer*innen enthalten. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) liest laut der Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) die Mobiltelefone vieler Geflüchteter aus. Ausländerbehörden dürfen die Geräte von Menschen ohne Ausweispapiere durchsuchen. Zum Beispiel ermitteln sie so, in welches Land die Geflüchteten abgeschoben werden könnten. Sowohl das Bundesverwaltungsgericht als auch das Verwaltungsgericht in Berlin haben diese Maßnahmen für rechtswidrig erklärt. Bund und Länder wollen daher den Anpassungsbedarf der entsprechenden Regelungen überprüfen, um das Auslesen der Geräte weiter zu ermöglichen.

Bei der Lektüre wird klar, dass das Interesse der Datensammler*innen letztendlich bestimmt, wie die Informationen eingesetzt werden. Einerseits können Hilfsorganisationen mithilfe der Daten humanitäre Maßnahmen besser prognostizieren und zielgerichtet einsetzen. Andererseits macht die Offenlegung sensibler Informationen Repressionen möglich. Zu Recht schließt „Mit dem Smartphone auf der Flucht“ mit der Erkenntnis, dass eine zentrale Frage der Migrationspolitik in Zukunft lauten wird: Wer darf auf welche Daten zugreifen – und wer nicht?

“Mit dem Smartphone auf der Flucht” ist über die Website von Brot für die Welt online abrufbar.

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