Die extreme Rechte verfolgt ein antifeministisches Programm. Dabei nutzt sie vermeintlich frauenfreundliche Rhetorik, um ihre rassistischen und autoritären Ziele zu fördern. Unter dem Deckmantel des Frauenschutzes wird eine völkische, nationalistische Agenda verfolgt, die den Körper und die Bewegungsfreiheit von Frauen stark reglementiert.
Geschlechter- und Familienvorstellungen der extremen Rechten
Vorstellungen der extremen Rechten basieren auf klar definierten ,natürlichen‘ Geschlechterrollen. In ihrer Sicht sind diese nicht als soziale Konstrukte oder Ergebnisse von Machtverhältnissen zu begreifen, sondern als biologisch vorgegebene Eigenschaften, die die gesellschaftliche Ordnung bilden und stabilisieren. Essentialistische Auffassungen von Geschlecht als naturgegeben und unveränderlich schließen soziale und demokratische Aushandlungsprozesse darüber aus und können so Hierarchien und Diskriminierung legitimieren.
Als kleinste Zelle der sogenannten Volksgemeinschaft wird die Familie propagiert, die aus einem möglichst lebenslang verheirateten heterosexuellen Paar und vielen gesunden weißen Kindern bestehen soll, um den Fortbestand des Volkes zu sichern.
An der AfD lassen sich beispielhaft geschlechter- und familienpolitische Vorstellungen und Zielsetzungen der extremen Rechten aufzeigen. Innerhalb der Partei stellen sie ein Klammerthema für die unterschiedlichen Flügel dar. Geht es für Völkische „um die Kontrolle der Reproduktion des ,Volkskörpers‘, steht für die Konservativen ein traditionell christlich geprägtes Familien- und Rollenbild im Zentrum“. Das macht aus Sicht der AfD Normalität aus: „Deutschland. Aber normal“, wie das Programm der AfD zur Bundestagswahl 2021 überschrieben wurde. Dahinter steht eine Funktionalisierung der Familie für Reproduktionsaufgaben, seien es Geburten, Erziehung und häusliche Pflege, die – geht es nach der AfD – vorrangig auf Frauen entfallen sollen.
Der rechte Antifeminismus
Für die Zerstörung der vermeintlich natürlichen Geschlechterordnung wird insbesondere der Feminismus verantwortlich gemacht. Ihm wird eine zentrale Schuld für den Rückgang der Geburtenrate und die Zerstörung traditioneller Familienstrukturen gegeben – und damit für einen drohenden ,Volkstod‘.
Auch der Antifeminismus ist ein verbindendes Element, das unterschiedliche rechte und konservative Bewegungen, politische und religiöse Spektren vereint. Durch die Propagierung traditioneller Geschlechterrollen der ‚guten alten Zeit‘ ist der anschlussfähig und stellt eine Brücke in rechte Ideologien dar.
Rassistische Instrumentalisierung von Frauenrechten
Rechte Akteure inszenieren sich als Verteidiger*innen von Frauenrechten, insbesondere im Kontext von Migration und sexualisierter Gewalt. In diesen Diskursen wird jedoch eine rassistische Agenda verfolgt, indem sexualisierte Gewalt ethnisiert und externalisiert wird. Feministische Inhalte werden als Verweichlichung und damit Schwächung der Gesellschaft interpretiert. Männer würden ‚entmannt‘ und damit die Wehrhaftigkeit der Nation/Volkes untergraben, insbesondere gegen eine vermeintlich zunehmende Bedrohung durch „fremde Männer“. Antifeminismus wird mit rassistischen, gewaltverherrlichenden Vorstellungen verknüpft. Die Darstellung von Migranten als „Bedrohung“ für Frauen dient der Festigung einer völkischen Identitätspolitik. ‚Frauenrechte‘ werden instrumentalisiert, um für die Ablehnung von Migration zu mobilisieren.
Es werden patriarchale Vorstellungen von Geschlechterrollen proklamiert: Frauen sollten sich nicht mit den ,Falschen‘ einlassen oder nicht allein auf der Straße sein – womit Verhalten und Sexualität reguliert werden sollen. Gleichzeitig werden weiße Männer aufgefordert, wehrhaft zu sein, die Öffentlichkeit zu besetzen und „unsere“ Frauen zu schützen – auch mit Gewalt und ggf. in Bürgerwehren. Das ist eine Grundlage rechten Terrors.
So kann an feministische Diskurse angeknüpft und diese extrem rechts ausgedeutet werden. Die eigentliche Agenda zeigt sich nicht zuletzt darin, dass sich diese selbsternannten Frauenrechtler*innen nicht für sexuelle und sexualisierte Gewalt in der Mehrheitsgesellschaft, durch weiße deutsche Täter oder gegen migrantisierte Frauen interessieren. Der Bezug auf Frauenrechte dient lediglich einer Emanzipationsfassade.