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Konflikt findet Stadt

Jahrestagung der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung
PZKB
Timo Studler | Unsplash

Die diesjährige Jahrestagung der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung drehte sich um das Thema „Konflikt findet Stadt. Was kann kommunale Konfliktbearbeitung leisten?“

Die diesjährige Jahrestagung der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung drehte sich um das Thema „Konflikt findet Stadt. Was kann kommunale Konfliktbearbeitung leisten?“ Über zwei Tage diskutierten Aktive der Plattform und ihrer Mitgliedsorganisationen mit externen Fachleuten. Etwa 75 Teilnehmer*innen nutzen in Loccum die Gelegenheit, auch außerhalb des offiziellen Programms ausgiebig miteinander zu reden. Bemerkenswert und erfreulich war, dass auch Polizist*innen und Vertreter*innen von Kommunalbehörden dabei waren und ihre Perspektiven zur Sprache brachten.

Ein Schwerpunkt waren Nutzungskonflikte im öffentlichen Raum

Im offiziellen Programm wurden Beispiele kommunaler Konfliktbearbeitung aus dem In- und Ausland vorgestellt, verschiedene Konfliktbegriffe gegeneinander abgewogen und die jeweiligen Konfliktursachen betrachtet. Bei den ausländischen Beispielen (Beirut, Nordostsyrien, Mostar, Syrien) stand im Vordergrund, wie die Handelnden mit Krieg, Bürgerkrieg und politisch motivierter Gewalt umgehen. Bei den deutschen Beispielen spielten vor allem personelle Konflikte in Familie, Schule und Nachbarschaft sowie Nutzungskonflikte im öffentlichen Raum eine große Rolle. Ein wichtiger Aspekt war der frappierende Unterschied zwischen gefühlter und tatsächlicher Sicherheit auf öffentlichen Plätzen.
In den Vorträgen wurde dargestellt, wie Gewalt verringert und Konflikte konstruktiv bewältigt werden können. Vielfach dürften beispielsweise Bürger*innen mitbestimmen, wie öffentlicher Raum gestaltet wird. Dafür sei es elementar, dass niemand ausgegrenzt wird und öffentliche Räume tatsächlich öffentlich blieben und nicht in private Räume mit privatem Hausrecht umgewandelt würden.

In der Stadtplanung ist Weitblick gefordert

In den Podiumsbeiträgen von Expert*innen aus Städtegeografie und Stadtplanung wurde deutlich, wie langfristig sich stadtplanerische Entscheidungen auswirken. Viele Gebäude, die wir heute noch nutzen, sind vor 100 oder mehr Jahren gebaut worden. Deshalb muss zum Beispiel schon jetzt überlegt werden, wie das meteorologische Stadtklima auch im Klimawandel erträglich bleibt oder wieder erträglich gemacht werden kann.
Sehr deutlich wurde, dass Expert*innen für Konfliktbearbeitung in den Kommunen oft erst einbezogen werden, wenn die Probleme den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung über den Kopf gewachsen sind: „Niemand gibt gerne zu, dass es in seinem/ihrem Bereich Konflikte gibt.“
Als weitere Herausforderung wurde benannt, dass zeitlich befristete Projekte die Situation häufig nur kurzfristig verbessern. Für eine dauerhafte Finanzierung sei deshalb Lobbyarbeit dringend notwendig. Wohl oder übel müssen bestehende Förderlinien genutzt werden, etwa „Demokratie leben“ oder Mittel für die Integration von Geflüchteten. Die Regeln für solche Projektanträge erschweren es, ergebnisoffene Beteiligungsprozesse zu initiieren und zu begleiten. Nicht alle Bürger*innen haben die Zeit und die Kraft, sich ehrenamtlich in entsprechenden Projekten zu engagieren. Darüber hinaus kämpfen viele Hauptamtliche in den Kommunen damit, die zusätzliche Arbeit mit ihren oft weiter bestehenden Routineaufgaben unter einen Hut zu bekommen.

Das Glas ist halb voll

Trotzdem waren sich die Teilnehmer*innen im Wesentlichen einig, dass das Glas nicht halb leer, sondern halb voll ist. Schon deswegen, weil sichtbar wurde, wie viel Projekterfahrung und Kompetenz bei Gruppen in Staat, Verwaltung und Fachorganisationen existiert. Dementsprechend definierten in der abschließenden „Open Space“-Veranstaltung zehn Ad-hoc-Arbeitsgruppen Vereinbarungen zur praktischen Weiterarbeit. Ihre Vorhaben betreffen beispielsweise den Umgang mit pauschalen Vorurteilen gegen Muslime, die Frage der Bekämpfung von Rassismus und Rechtsextremismus oder neue Forschungsarbeiten und kommunale Projekte.

Das Phänomen „Rechtsextremismus“ konnte wegen des erkrankten Referenten erst im Open Space behandelt werden, wo sich mit Abstand die größte Gruppe zusammenfand. Sie gab die ganz klare Empfehlung, dass die Plattform ZKB sich auf ihrer nächsten Jahrestagung mit diesem Thema befassen soll, das ganz offensichtlich vielen Menschen auf den Nägeln brennt.
Die Jahrestagung wird von der Evangelischen Akademie Loccum ausführlich dokumentiert werden.

Kontakt
Koordination Plattform Zivile Konfliktbearbeitung

koordination@konfliktbearbeitung.net

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